Geld motiviert zu verantwortungslosem und unethischem Handeln

Durch die annonymisierende Wirkung unseres Geld-Tauschsystems kommen die Menschen, die etwas kaufen, überhaupt nicht mehr in Kontakt mit den Produktionsorten und den Produzenten der erworbenen Ware. Es gibt kein physisches oder emotionales Miterleben der Spur, die das erworbene Produkt auf der Welt hinterlassen hat.

Die Luftverschmutzung in Deutschland ist deutlich zurückgegangen, worauf wir stolz sind. Wir machen uns nicht klar, dass diese Schadstoffe und das CO2 bei der Erzeugung unserer Konsumprodukte jetzt statt im Ruhrgebiet oder in Bitterfeld eben in China in die Luft geblasen werden, in größerer Menge als je zuvor, und befreit von westeuropäischen Effizienz- und Umweltschutzauflagen. Wir haben unseren Smog “outgesourced” und noch dabei “gespart”.
Dummerweise (?) kommt auf unserem gemeinsamen Planeten letztlich alles zu uns zurück – der Klimawandel ist global, und die Schadstoffe in den Billigprodukten sind ebenfalls sehr real.

Besonders fatal wirkt sich das völlige Unverbunden-Sein mit realen Handlungskonsequenzen bei den Mitarbeitern der Finanzindustrie aus. Sie agieren völlig abgehoben nur noch mit Zahlen in Computerterminals, und kommen niemals mit den sozialen oder ökologischen Auswirkungen ihres Handelns persönlich in Kontakt. Dazu kommt, dass Sie meist ihren hoch bezahlten Job sogar als gesellschaftlich hochgradig nützlich empfinden – Geld steht schließlich für Anerkennung.

Die Skandale und Zusammenbrüche der letzten Jahre sprechen hier einen deutliche Sprache. Die riesigen Geldmengen, die durch den Gelderzeugungsmechanismus über Schuld und Zins entstanden sind, haben das Volumen aller materiellen Wertgegenstände der Welt längst um das 10 bis 20fache überschritten.
Dieses vagabundierende Geld hat ein globales “Cassino und Wettbüro” geschaffen, das seine Spieler, die großen Fondsgesellschaften, Spekulanten und Banken zunehmend verführt, alle menschlichen und ethischen Maßstäbe nur noch als lästiges Hindernis guter Geschäfte wahrzunehmen. Wir werden gezwungen mitzuspielen, weil unsere Alterssicherung in diesen Fonds steckt. (siehe 1)
Dass dummerweise die globale Realwirtschaft mit den gleichen Spielchips arbeitet, interessiert im Gewinnmaximierungs-Wahn die Spieler kaum.

Man könnte denken, es gäbe mittlerweile kaum etwas, was die Großbanken (die ursprünglich eine Vertrauensinstitution waren) nicht zu ihrem eigenen Vorteil manipuliert haben, siehe Libor-Skandal, Edelmetallkurs-Manipulationen, Lebensmiitelspekulation zu Lasten der Ärmsten, und betrügerisch intransparente Verpackung fauler Kredite in immer neue Finanzprodukte, was letztlich die globale Finanzkrise 2008 (Lehman-Brothers) auslöste.
Alle Versuche von staatlicher Seite, solchen Mißbrauch zu beenden, zu bestrafen oder auch nur zu einzudämmen, blieben nach Ansichten von Fachleuten weitgehend nutzlos – bis auf einige Symbolgesetze mit vielen Hintertüren, die die verängstigte Öffentlichkeit beruhigen sollen. Die Spielschulden trugen nicht die hochbezahlten Banker, sondern wir, die Bevölkerung, indem der Staat die Banken mit Steuergeld “rettete”.
Geändert hat sich seitdem kaum etwas in den oberen Etagen, dafür umso mehr bei der Bevölkerung.
– Täglich werden Menschen in Spanien aus Ihren Wohnungen geworfen, es gibt seitdem eine anhaltende Welle von Selbstmorden aus Verzweiflung.
– Die Jugendarbeitslosigkeit in der EU liegt im Durchschnitt bei 23 %, in Spanien bei 54%!
– Die ETH Zürich hat in einer Studie herausgefunden, dass nur 120 eng miteinander verflochtene Unternehmen über die Hälfte aller weltweiten Vermögen verfügen. Es ist durch die intensive Verflechtung und gegenseitige Abhängigkeit hoch wahrscheinlich, dass eine fatale Kettenreaktion ausgelöst wird, wenn einige größere Mitglieder dieses Clubs fallen.

Beispielhafte Belege:


1) Spiegel online, 09.05.2012
x-> “Oxfam wirft Allianz gigantische Spekulation mit Nahrungsmitteln vor”

2) Süddeutsche
x-> “Banker bedrohen das Wirtschaftssystem”

3) Spiegel online, 10.01.2013
x-> “Deutsche Bank machte halbe Milliarde mit Libor-Zins”

4) Zeit online, 10.01.2013
x-> “Deutsche Bank – Das Geschäft mit der Bombe”

5) Tagesschau, 27.01.2014
x-> “Verantwortung der Textilbranche – Ein Kreislauf der Heuchelei”

6) Zeit online, 13. September 2013
x-> “UNFAIR TRADE – Die Modeindustrie zieht einfach weiter”

7) Tagesschau, Weltspiegel, 12.05.2013, Stefan Schaaf, ARD Madrid
x-> “Krisenopfer – die neuen Hausbesetzer” (ein Video, das betroffen macht.)

8) TAZ, 28. 11. 2013
x-> “Wirtschaftskrise in Europa – In Spanien geht das Licht aus”


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Umverteilung über Zinsanteile von “fleißig zu reich”

Viele denken, Zinsen zahle nur, wer eine Hypothek für´s Eigenheim hat oder monatlich Mietzins für seine Wohnung zahlt. In sämtlichen Konsumgüter-Preisen sind aber – von den meisten Verbrauchern völlig unbemerkt – durchschnittlich 30  bis 40% Zinsanteile enthalten. Das rührt daher, weil die vielen am Produktionsprozess einer Ware beteiligten Akteure für ihren Kapitalbedarf Kredite aufgenommen haben und die zu zahlenden Zinsen in ihren Preis als Kosten einrechnen:
Der Rohstofferzeuger finanziert seinen Bagger, die Reederei ihre Schiffe, der Fabrikant seine Produktionshalle und einen Teil seines Rohstoffeinkaufs, der Spediteur seinen Lastwagen, und der Händler sein Ladengebäude. Je mehr Arbeitsteilung, je mehr Beteiligte, um so höher der Zinsanteil, weil Logistik, Verwaltung und Transportanteile größer werden. Je globaler und börsenotierter die Beteiligten der Produktionskette, um so höher die zinspflichtigen Finanzierungsanteile, je lokaler, um so größer die Chance, dass der Produzent nicht kreditfinanziert arbeitet, sondern noch mit unverschuldeten Produktionsmitteln herstellt.

Zinsanteile-klein

Wer also konsumiert, zahlt über ein Drittel des Preises an Menschen, deren Beitrag zum Produkt nur darin besteht, Geld gegen Zinszahlungen zur Verfügung zu stellen.
Nennenswertes Einkommen über Zinszahlungen und Guthabenzinsen zu erhalten, ist auf der anderen Seite nur einem sehr kleinen Teil der Bevölkerung vorbehalten. Daraus folgt logisch eine Umverteilung von den produzierenden zu den besitzenden Teilen der Bevölkerung. Soweit, so verständlich. Aber kennen Sie die Größenordnungen?

Quelle: H. Creutz

Teil man alle Haushalte Deutschlands in 10 nach Einkommen sortierte Zehntel, so  zahlen die unteren 8 Zehntel, also die weniger verdienenden 80% der Bevölkerung, deutlich mehr Zinsen (schwarz) als sie erhalten (orange). Beim 9. Zehntel ist die Bilanz etwa ausgeglichen. Dem reichsten Zehntel fließen also all die Zinszahlungen von 80% der Haushalte zu…
(eine genaue Erläuterung der – hier leicht vereinfachten – Grafik finden Sie bei Interesse bei deren Autor H. Creutz. Copyright: H. Creutz – CC-BY-NC-SA)

Margrid Kennedy nennt für 2009 eine Größenordnung der Umverteilung in Deutschland von 600 Millionen Euro. Und zwar täglich! (siehe #5)

Die in letzter Zeit vielzitierte “Schere zwischen Arm und Reich” hat also hier ihre nachvollziehbare Ursache. Die oft als Gegenargument angeführte “sozialgerechte” Umverteilung von “oben nach unten” über einkommensabhängige Steuersätze bzw. den Grundfreibetrag kommt gegen diese stille, aber gewaltige Umschichtung über den allgegenwärtigen Zins bei weitem nicht an. Dazu kommt noch, dass das obere Zehntel Mittel und Wege hat, seine Gewinne der Steuer zu entziehen. Sie haben vermutlich schon gelesen, dass globale Multis wie Apple, Google, Amazon oder McDonald trotz riesiger Umsätze in Deutschland praktisch keine Steuern zahlen. Und: der Anteil unseres Konsums, der über solche Unternehmen abgewickelt wird, steigt von Jahr zu Jahr.

Das gesellschaftliche Gesamtergebnis dieser Zahlungsströme kann man jenseits aller ideologisch aufgeladenen Diskussionen an den Statistiken zu den immer schneller auseinander laufenden Einkommensverhältnissen rund um den Globus ablesen.

Beispielhafte Belege:

1) Zeit online, 4. November 2013
x-> “Topmanager verdienen 53-mal so viel wie Arbeitnehmer”

2) Zeit online, September 2013
x-> Wahlkantine: “Alle Gehälter auf einen Teller”

3) Spiegel online, 09.06.2013
x-> “Studie: Fast ein Viertel aller Beschäftigten erhält Niedriglohn”

4) Tageschau.de, 15.03.2013
x-> “Ein Viertel nur fürs Wohnen”

5) Komplementärgeld-Expertin Margrid Kennedy
x-> “Interview: Müssen wir Geld neu erfinden?”
Hier findet sich auf S.7 des Interviews, das man als PDF herunterladen kann einen Grafik, die die Zinsanteile in verschiedenen Konsumausgaben visualisiert.
Die Grafik auf S. 9 zeigt sehr anschaulich die extrem ungleiche Verteilung von Zinseinnahmen und Ausgaben der 10 Zehntel der deutschen Bevölkerung.



Zum Schluss noch etwas, damit uns der Humor nicht ganz vergeht: Volker Pispers und die Vermögensverteilung:

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-> Warum hat unser Geld Nebenwirkungen?

Unser aktuelles Geldsystem hat neben dem beabsichtigten Nutzen, unsere hoch arbeitsteilige Gesellschaft zu ermöglichen und uns mit den notwendigen Waren und Dienstleistungen zu versorgen, unbeabsichtige(?), mittlerweile massiv sichtbare ökologische und soziale Nebenwirkungen. (Fragen sie aber besser nicht Ihren Banker oder “Wirtschaftsweisen”, wenn sie sich erhellende Antworten erhoffen. Denken Sie lieber selbst nach, es ist eigentlich nicht besonders schwer zu verstehen.)

6 Thesen zu den Nebenwirkungen unseres aktuellen Geldsystems:


– Unser Geld erzeugt Wachstumszwang, dieser erzeugt soziale & ökologische Zerstörung
– Unser Geld erzeugt eine menschlich trennende Grundatmosphäre von Konkurrenz
-> Unser Geld hat einen eingebauten Umverteilungsmechanismus von “fleißig zu reich”
-> Unser Geld motiviert zu verantwortungslosem und unethischem Handeln
– Unser Geld neigt zu regelmäßigen katastrophalen Zusammenbrüchen – Krieg & Krise
– Nachhaltiges Wirtschaften mit “gierigem” Geld ist unmöglich – es “rechnet sich nicht”


Ist das übertrieben?
Passt aber schon irgendwie zu den Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte?
Geld-Emanzipation beginnt, wenn wir nicht mehr alles unreflektiert hinnehmen, was uns interessierte Kreise einreden, sondern uns selbst aus den verfügbaren Informationen ein logisch nachvollziehbares Bild machen. Prüfen Sie selbst die Fakten…
Ich versuche, zu jedem Punkt eine kurze Erklärung der Gründe vorzuschlagen und einige beispielhafte Belege in Form von Links zu Artikeln renommierter Medien anzuführen.
Klicken Sie auf die Thesen oben, um mehr zu erfahren.
(noch in Arbeit, demnächst mehr…)

 

Welche Rolle spielt das Geld?

Welche Rolle spielt das Geld bezüglich Umbewusstheit und Separation?

Ich denke, eine ganz zentrale Rolle:
Unbewusstheit: Geld reflektieren wir nicht, wir benutzen es einfach. In den wohlhabenden westlichen Ländern ist es uns zur zweiten Natur geworden, jedem Gegenstand und jeder Dienstleistung einen Geldwert zuordnen zu können. Wir wissen, ob etwas teuer oder billig ist. Wir meinen zu wissen, was etwas “wert ist”. Geld ist fürs so sehr zum universalen Medium geworden, das uns mit fast allem versorgt, was wir brauchen (oder was wir wünschen, was nicht unbedingt identisch ist). Geld ist für uns: Überleben, Sicherheit, Status, Genuss.
Wissen Sie eigentlich, wie unser Geld genau entsteht?
Welche sozialen Wirkungen es auf unser Zusammenleben hat?
Haben Sie etwas darüber etwas in der Schule gelernt?
Die meisten von uns haben sich – trotz gutem Bildungsniveau – über solche Fragen seltsamerweise niemals tiefergehende Gedanken gemacht. Manchmal scheinen mir solche Fragen sogar mit einer Art Tabu belegt zu sein, trotz unserer “aufgeklärten Gesellschaft”.
Wir beschäftigen uns hauptsächlich und leidenschaftlich damit, wie wir zu Geld kommen.

Serparation: Geld hat eine zentrale Eigenschaft: Es macht alle Dinge über eine Zahl vergeichbar. Jedes (und Jeder?) hat seinen “Preis” sagt man. Sogar unsere (uns ursprünglich geschenkte) Lebenszeit hat über den Stundenlohn in unserer Gesellschaft ihren Preis gefunden, von dem unser sozialer Status und unser materielles Wohlergehen direkt abhängt.
Die Vergleichbarkeit hat eine hervorragende, begehrte Eigenschaft – sie ermöglicht eine weltweite, und, was die Quantität der Warenerzeugung angeht, hocheffiziente  Arbeitsteilung, die den profitierenden Ländern (das sind wir) ein Leben in materiellem Wohlstand erlaubt.

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Sie trennt uns aber in gleichem Maße von der unverwechselbaren Einzigartigkeit der Dinge, sie macht die Dinge anonym. Jedes Ding, jede Arbeitsleistung hat real eine eigene, unverwechselbare Geschichte, es stehen konkrete Menschen dahinter, die an der Herstellung beteiligt waren, die von den ökologischen und sozialen Randbedingungen direkt betroffen waren. Zu den Betroffen gehören bei genauem Hinsehen auch unsere Nachfahren – Kinder und Enkelkinder.

Diese Geschichte des Produktes, und damit auch die mit ihr verbundene Verantwortung oder das Mitgefühl verschwinden beim herkömmlichen Wirschaften vollkommen in einer einzigen, alles entscheidenden Zahl: dem Preis.

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Ich will es, es ist billig, und ich kaufe es.
Der Rest braucht mich nicht zu interessieren.

Diese Form von Trennung  von Verantwortung und Mitgefühl über das Medium des Geldes erlaubt es uns, sowohl als Konsument als auch als wirtschaftlicher Entscheider uns so effizient von den menschlichen und ökologischen Auswirkungen unseres Handelns zu abzutrennen, dass wir eine im Kern selbstzerstörerische und Leiden erzeugende Wirtschaftsform des “immerwährenden Wachstums” einige Jahrzehnte scheinbar erfolgreich praktizieren können, während wir die Nebenwirkungen  verdrängen.

-> Warum hat unser Geld solche Nebenwirkungen?

Kann ich überhaupt etwas bewirken?

Die Welt ist riesig und hochkomplex. Täglich erreichen uns deprimierende Nachrichten von Gewalt, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung. Es erscheint aussichtslos, gegen die herrschenden Verhältnisse seine Stimme zu erheben oder zu versuchen, etwas  Wesentliches auf politischem Weg zu verändern. Dazu kommt, dass das Leben in der modernen Gesellschaft uns oft so sehr fordert, dass die persönliche Energie und Zeit zu begrenzt scheint, um sich intensiv zu engagieren.

Manche von uns haben den Versuch, die Welt im Aussen zu verbessern (weitgehend) aufgegeben und haben sich stattdessen dem “inneren Weg”, der Arbeit an sich selbst gewidmet.

Ich glaube auch nicht mehr, dass  es möglich ist, auf konventionellem politischem Weg Änderungen herbeizuführen, die eine echte Umkehr zu einer nachhaltigen, “enkeltauglichen” Wirtschaftsweise bewirken könnte. Dazu ist die Systemdynamik zu gross und zu schnell geworden, das System hat schon längst begonnen, sich selbst zu zerstören.

Die Bücher von Charles Eisenstein haben mich einerseits dazu veranlasst, dieser Tatsache ins Auge zu sehen, haben mir aber andererseits Mut gemacht, mit der “anderen Welt, von der unsere Herzen wissen, dass sie möglich ist” einfach zu beginnen, hier und jetzt, gemeinschaftlich mit Menschen, die verstanden haben, die Sehnsucht und Tatkraft, die “neue Welt” bereits in sich spüren.

Stift- & Schriftserie: Machen!

Warum?

– Wir leben in einem der reichsten Länder dieser Erde

– wir haben Zugang zu Wissen und Bildung wie keine Generation vor uns

– wir konnten in Sicherheit aufwachsen, ohne Hunger und Krieg zu erleben

– wir haben Zugang zu hochentwickelten Produktions- und Kommunikationstechnologien

– wir haben Gelegenheit, zu reisen, andere Kulturen kennenzulernen und das ganze Spektrum menschlicher Lebens- und Weltanschauungsformen kennenzulernen

– Wir hatten Gelegenheit, durch Wege der Selbsterkenntnis an unseren inneren Verletzungen zu arbeiten, mehr inneren Frieden und Bewusstheit zu entwickeln und Mitgefühl füreinander zu entwickeln.

– Unsere Generation hat eine Fülle sozialer Experimente praktisch ausprobiert, eine neue psychologische und spirituelle Kultur entwickelt, neue, freiere Umgangsformen geprägt, die es uns  – nur eine Generation nach der Katastrophe des kriegerischen Nationalismus – erlauben, uns als Weltbürger zu fühlen

Wer also, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?

-> Wie können wir beginnen, eine andere Welt aufzubauen?

Was ist exponentielles Wachstum?

Exponentielles Wachstum ist das Prinzip der ansteigenden Vervielfachung, des Wachstums bis zur Erschöpfung der Ressourcen und dem daraus notwendig und unausweichlich folgenden Zusammenbruch. Lange scheint kaum etwas zu geschehen, kurz nachdem wir überhaupt erstmals etwas bemerken, ist das System bereits dabei, zu explodieren.

In der Natur gibt es exponentielles Wachstum immer nur kurzfristig, weil alles lebendige existentiell eingebettet ist in eine begrenzende Umwelt, die endliche Ressourcen hat.

Die Kettenreaktion in einer Atombombe oder der Sprengstoff einer konventionellen Bombe  (oder das Wachstum von Krebszellen) folgen physikalisch einem typisch exponentiellen Verlauf: jede Energiefreisetzung löst mehrere weitere aus, solange genug Reaktionsstoff zur Verfügung steht: jede Form wird zerstört.

Natürliches Wachstum findet nach einer Wachstumsphase immer ein dynamisches Gleichgewicht ohne äußeres Wachstum, in dem aufbauende und abbauende Prozesse sich die Waage halten, während die Form erhalten wird.

Wachstumsdynamiken

 

-> Woher kommt der scheinbare wirtschaftliche Wachstumszwang?
-> Welcher Wachstumsdynamik folgt unser Geldsystem?

Was bedeutet “Wachstum”?

Wachstum im wirtschaftlichen Sinn ist zu einem schillernden, fast mystischen Begriff geworden – wir sind meist ohne weiteres Nachdenken überzeugt, dass mehr Wachstum prinzipiell gut für unsere Gesellschaft ist, einfach mehr von Allem bedeutet – mehr Besitz, mehr Wohlbefinden, mehr Spass, mehr Genuss, mehr Sicherheit, mehr Fortschritt…

Unser Wirtschaftswachstum (Wikipedia) ist zum zentralen Maßstab des Erfolgs unserer Gesellschaft geworden.
Wie ist es definiert und wie wird es berechnet?
Das Wirtschaftswachstum ist  der Vergleich der Gesamtsumme aller (in Geld messbaren) Umsätze der Wirtschaft einer Region zum Vorjahreszeitraum. Also der Betrag des Geldwertes aller Waren und Dienstleistungen, die geleistet,  produziert und bezahlt wurden.

Wird ein Haus oder eine Brücke gebaut, fliesst der Wert seiner Bauteile und der Lohn der Arbeiter und Architekten mit ein. Geschieht ein Unfall, erhöhen die Beträge, die für Krankenhausaufenthalt und Reparaturen aufgewendet werden mussten, das Wirtschaftswachstum. Wird ein sinnloses Gesetz von tausenden Staatsangestellten in die Praxis umgesetzt, erhöht auch deren Gehalt den Wert. Stehen jeden Tag Zehntausende Autos in unseren Städten im Stau, erhöht das dabei verbrauchte Benzin unser Wirtschaftswachstum!

Wird ein Kind von seiner Mutter betreut, oder ein altes Familienmitglied von seinen Angehörigen gepflegt, spiegelt sich davon nichts in der magischen Erfolgszahl. Wohl aber, wenn diese Tätigkeiten bezahlt in einer Kinderkrippe oder im Pflegeheim geschehen. Wird ein weiteres Stück unverbrauchte Natur zerstört und in einen Supermarkt verwandelt, steigt das Wirtschaftswachstum. Ebenso, wenn die Preise für Waren oder Immobilien steigen. Werden alte Autos verschrottet und neue gekauft, steigt es, zusammen mit dem Ressourcenverbrauch und den Abgaswerten in unserer Atemluft.

Wir sehen – es ist eine Erfolgszahl mit Scheuklappen, sie ist nur aussagekräftig für einen bestimmten Ausschnitt der Wirklichkeit, den, der mit Geld gekauft werden kann. Wir ahnen, dass echter Lebenserfolg etwas umfassender aussehen müsste, wenn wir etwas nach links und rechts schauen:
Geht es uns gut? Sind wir glücklich? Fühlen wir uns zugehörig und geborgen? Haben wir Zeit für die wichtigen Dinge im Leben? Leben wir in gesunder Natur?

-> Was ist der Sinn von “Wirtschaft”?
-> Wie wichtig ist Geld für das Lebensglück?
-> Was ist die Ursache des Wachstumszwangs?

Das Prinzip der Krebszelle

»Wachstum um des Wachstums willen
ist die Ideologie der Krebszelle.«
– Edward Abbey, amerkanischer Naturforscher, Philosoph und Schriftsteller –

Die tödliche Krankheit Krebs ist eine – oftmals durch Umweltgifte  oder Strahlung ausgelöste – destruktive Veränderung des genetischen Steuercodes  (DNA) einer lebenden Zelle. Die Mechanismen, die es einer gesunden Zelle möglich machen, mit dem Rest des Organismus konstruktiv zusammenzuarbeiten, auf dessen Regelimpulse angemessen zu reagieren, ihre Aufgabe zu erfüllen und nur soweit durch Teilung zu wachsen, wie es dem Erhalt des Gesamtorganismus dient, werden durch diesen “Programmierfehler der DNA” außer Funktion gesetzt.

Solche veränderten Zellen beginnen sich unkontrolliert zu teilen, reißt dafür rücksichtslos die vom Körper zur Verfügung gestellten Ressourcen (Energie und Nahrung) an sich und wuchern strukturlos in das umgebende Gewebe hinein und zerstören es dadurch. Solche Zellen schütten sogar bestimmte körpereigene Botenstoffe aus, die Blutgefäße veranlassen, in den Tumor vorzudringen, um ihn noch besser mit Blut zu versorgen.

Das Endergebnis ist letztlich die Zerstörung, der Tod des Gesamtorganismus, es sei denn, das körpereigenen Immunsystem schafft es früh genug, die wildgewordenen Zellen zu erkennen und auszuschalten. Das ist schwierig, weil die Krebszellen immer noch viele Merkmale körpereigener Zellen tragen und deshalb schwer zu erkennen sind.

Gesundes biologisches Wachstum hat eine kurze Aufbauphase die sanft in eine Erhaltungsphase ohne weiteres Wachstum übergeht. An deren Ende folgt  eine Rückführung der benutzten Ressourcen in den Kreislauf.

Krebswachstum ist exponentielles Wachstum – bis zum Zusammenbruch des Organismus.

-> Was ist exponentielles Wachstum?

Was sind die Ursachen der Krise unserer Welt?

Die beiden wichtigsten Ursachen könnte man Unbewusstheit und Separation nennen.

© alphaspirit - Fotolia.com

Unbewusstheit
Wir könnten nicht – scheinbar unaufhaltsam – unseren eigenen Planeten als unseren einzigen Wohnplatz im bekannten Kosmos zerstören, wenn wir uns der Folgen unseres Handelns voll bewusst wären. Wir wissen intellektuell, dass unbegrenztes Wachstum das tödliche Prinzip der Krebszelle ist, glauben aber dennoch fest daran, dass unsere Wirtschaft auf einem offensichtlich begrenzten Planeten unbegrenzt wachsen kann und muss. Das ist ver-rückt.

»Die reinste Form des Wahnsinns ist,
alles beim Alten zu lassen und
gleichzeitig zu hoffen, daß sich etwas ändert.«
(Albert Einstein, 1879 – 1955)

Dennoch – wir haben nunmal mit eben dieser Haltung eine Zivilisation und ein Wirtschaftssystem geschaffen, das wenig überraschend den gleichen Widerspruch in sich trägt. In den vergangenen Jahrhunderten haben wir eher gespielt wie wilde Kinder in einem großen Garten, nun sind wir als Spezies allerdings so mächtig geworden, dass unsere Handlungen den Planeten als Ganzes beeinträchtigen. Es ist Zeit für uns, erwachsen zu werden und aufzuwachen – oder wir schaffen uns selbst ab.

-> Was ist eigentlich der Sinn von “Wirtschaft”?
-> Was bedeutet “Wachstum”?
-> Was ist die Ursache des scheinbaren Wachstumszwangs?
-> Stimmt es überhaupt, dass wir unseren Planeten zerstören?

Separation
bezeichnet einen Bewusstseinszustand, der unser Selbst als existentiell als getrennt vom Rest der Welt (den Mitmenschen und der natürlichen Welt) wahrnimmt. Separation ängstigt auf einer tiefen Ebene, und erzeugt deshalb die Illusion der Notwendigkeit technischer und sozialer Kontrolle der Umstände für ein “gutes Leben”.
Auch hier begegnet uns wieder diese seltsame Zweigeteiltheit. Wir wissen heute: wissenschaftlich belegte Tatsache ist, dass jeder Atemzug uns physisch und energetisch mit dem Rest der Welt verbindet, jedes Stück Nahrung, das wir aufnehmen als ein Stück Umwelt Teil unseres Körpers wird und jede Begegnung mit anderen menschlichen und sonstigen Wesen eine Spur in unserem Geist hinterlässt.
Nach sieben Jahren ist kaum eine Zelle in unserem Körper mehr aus der gleichen Substanz. Die Materie ist durch den Körper, zu dem wir “ich” sagen sozusagen “hindurchgeflossen”. Wussten Sie: in unserem Körper gibt es zahlenmäßig mehr Zellen mit fremder DNA als solche mit unserem “eigenen” Erbgut, die mit uns kooperativ zusammenarbeiten!
Wir sind also körperlich und sozial zutiefst verbunden mit unserer Mitwelt, zumindest physisch letztlich eher eine Art Welle in einem Materie-Meer als ein wirklich separates Wesen.
Im durchschnittlichen Alltagsbewusstsein sehen wir uns dennoch ganz entschieden als bedrohtes Einzelwesen, das mit all den anderen um Ressourcen wie Eigentum und Glück konkurrieren muss, um nicht unterzugehen. Da wir in Wirklichkeit Teil eines großen Kreislaufes sind, erleben wir soziale und ökologische Rückwirkungen unserer kollektiven Handlungen gern als “Zwang bzw. Bedrohung von außen”.
Wenn wir dagegen die Separation überwinden und verstehen, wie unsere Handlungen mit dem, was von außen auf uns zukommt zusammenhängen, können wir beginnen mitschöpferisch die gemeinsame Welt zu verändern und auch wieder innerlichen Frieden und Geborgenheit zu finden.

-> Woher kommt der tiefe Spalt zwischen unserem Wissen und Empfinden?

-> Welche Rolle spielt das Geld bezüglich Unbewusstheit und Separation?

-> Kann ich überhaupt etwas bewirken?