Gemeinsames Brainstorming

Achtung Umzug!
Wir haben den Gruppen-Blog auf die Seite des Allmende-Netzwerks verlegt >>.
(wir lassen diesen Beitrag als Kopie noch eine Weile stehen für Leute, die den alten Link benutzen)


Bericht vom Breinstorming-Treffen am 2. November 2013
Gestern haben wir einen tollen inspirierten Abend miteinander verbracht! Wir hatten das Ziel, einer konkreten Umsetzung näher zu kommen, und haben bei mehreren vorhergenden Treffen viele Grundgedanken dazu miteinander diskutiert und immer mehr entdeckt, dass es nicht um die Umsetzung einzelner Ideen geht, sondern wie sehr alles gegenseitig miteinander zusammenhängt.

Diesmal begannen wir mit einer großen Pappe und vielen Klebezetteln. Es entwickelte sich während dem Gespräch aus den spontanen Ideen und Bedürfnissen folgende Struktur:

  • Gelbe große Zettel stehen für ein Bedürfnis, das noch keine konkrete Form hat.
  • Kleine gelbe Zettel benutzten wir, um wichtige Eigenschaften “an die Ideen zu heften”
  • Blaue runde Zettel stehen für konkret umsetzbare Projekte, die zu einem Bedürfnis gehören
  • Rote große Zettel stehen für zentrale “Organe” oder Einrichtungen die für alle Projekte gebraucht werden.

So sah unser Tisch nach mehreren Stunden Diskussion aus (Auf das Bild klicken zur Vergrößerung)

13-11-01 Brainstorming

Es war schön, zu erleben, wie aus den zentralen Bedürfnissen die wir teilen, konkrete Formen sich anboten. Ganz oft dabei war der Impuls, eine bestimmte Qualität, eine Eigenschaft dazuzuwünschen. Nicht nur was umgesetzt wird, sondern vor allem wie es sich anfühlt, Teil davon zu sein ist wichtig für uns!

Ich finde, die Eigenschaften, die wir zunächst einzelnen Elementen zugeordnet hatten, sind eigentlich auf fast alle Elemente anwendbar, sie definieren für mich eine Art soziale Atmosphäre, die wir uns wünschen zu verwirklichen. Vielleicht haben sie sich deshalb später fürs Foto oben in einer Wolke versammelt.

Uns allen war bewusst, wie wichtig das Herstellen und Pflegen einer Atmosphäre von Vertrauen und Verbundenheit für ein nachhaltiges Gelingen ist. Deshalb kam in einem frühen Stadium der rote Zettel mit dem Organ Reflektionskreis in die Mitte. Uns ist klar, wie wichtig eine Gelegenheit für einen Gruppe von Menschen ist, die ein Bewusstsein der Verbundenheit kultivieren wollen, dies auch konkret zu erfahren. Ein Kreis, in dem wir in wohlwollender, achtsamer Weise uns Feedback geben, Konflikte hören und bereinigen und Verbundenheit erfahren können ist ein zentrales Element. Uns stehen viele Möglichkeiten, vom Sharing, über das Spektrum der humanistischen Psychologie, bis zur Meditation oder dem gemeinsamen Singen zur Verfügung.
An dieser Stelle kam aber auch die Eigenschaft “Freiwilligkeit” dazu – es soll nicht zu einem ausschließenden Faktor werden für menschen, denen das zu persönlich sein könnte. Viele eher praktische Angebote sollen von jedem genutzt werden können, der bereit ist sich an die Regeln zu halten.

Ich betätigte mich engagiert als Fürsprecher einer Ausgewogenheit zwischen der “männlichen und der weiblichen Magie”, wie man es nennen könnte. In der Kultur unserer Szene hat (aus guten Gründen) der weibliche und innere YIN-Weg eine starke Priorität.  Es ist uns viel wichtiger, dass es gefühlsmäßig stimmig ist, als dass es im Außen funktional und präzise ist. Gibt es Reibungen und Probleme, suchen wir eher im Inneren der subjektiven Person nach Ursache und Lösungsmöglichkeit, als in der objektiven Organisationsstruktur. Die Dienstleistung eines anderen zu “bemessen” ist mit einem recht starken Tabu belegt, obwohl/weil? wir es im beruflichen Alltag täglich praktizieren (müssen)
Diese Haltung ist als Kompensation zu der umgebenden Gesellschaft, die fast alles in Geldwert bemisst, innere Bedürfnisse oftmals ignoriert oder für irrelevant erklärt (bis hin zur wissenschaftlich begründeten Leugnung der Existenz des Bewusstseins) und stark leistungsbezogen wertet sehr verständlich.
Wir zahlen allerdings immer einen Preis dafür, wenn wir Dinge nicht ganzheitlich sehen, sondern eine Seite der Polarität bevorzugen. Ich plädiere dafür, dass wir nun die Reife und das Unterscheidungsvermögen erreicht haben könnten, in der wir – nach klaren eigenen Maßstäben – die besten Elemente aus beiden Welten kombinieren können, um eine neue Ebene der Wirksamkeit zu erreichen. Die Vereinzelung und weitgehende wirtschaftliche Wirkungslosigkeit  forschrittlicher Ideen hat nach meiner Überzeugung und Erfahrung auch ihre Ursache darin, dass wir uns in ängstlicher Abgrenzung nicht trauen, eines der wirksamsten Elemente der Yang-Seite zu nutzen: ein universelles Energieaustauschsystem. So sind wir wie Organellen oder Zellen, die den Schritt auf die nächsthöhere, leistungsfähigere Komplexitätsstufe eines Organismus nicht machen können, weil sie keinen Blutkreislauf und kein Nervensystem haben, das sie verbindet.

Ich bin fasziniert und ermutigt von dem Gedanken, dass ein nach unseren Werten gestaltetes Austauschsystem unsere über Jahrzehnte gewachsenen Potentiale auch in der äußeren Welt mehr zur Entfaltung bringen und die Zusammenarbeit untereinander massiv stärken könnte, statt einen Großteil unserer Energie im “alten System” zu verschleudern, um dann mit den verbleibenden kleinen Resten an Zeit und Energie gegen den Strom zu schwimmen versuchen.
Für dieses Organ steht der 2. rote Zettel, der ein die Projekte verbindendes komplementäres, zinsfreies, regionales, selbstverwaltetes Geld- oder Stundentauschsystem darstellt. Im Gespräch kamen wir zu der wichtigen Differenzierung, dass ein solches System natürlich nicht im Familien- oder Freundeskreis Sinn macht – dort regelt man den Energieaustausch im direkten persönlichen Gespräch, aber in einem offenen Rahmen, der größer als eine Runde Bekannter um einen Tisch ist, durchaus sinnvoll sein kann. Er ermöglicht nämlich auch die niedrigschwellige Beteiligung bisher Außenstehender – unsere Idee soll schließlich wachsen. Und: ein solches Tauschmittel ist ein praktisch umsetzbarer Ansatzpunkt um zu verhindern, dass ständig ein großer Teil unserer Lebensenergie aus unserer Lebensregion abfließt.

Zu den konkreten Projekten gibt es für jede Person unterschiedlich starke Anziehung. In manchen möchte man gern unterstützender Teil sein, bei anderen gibt es spontan die Motivation und passenden Talente zur verantwortlichen (Mit-)Gestaltung. Andere bleiben ohne persönliche Resonanz, auch wenn man den Sinn fürs Ganze sehen kann.

Je mehr wir uns gedanklich dem Boden der Umsetzungsmöglichkeiten näherten, um so mehr machte sich auch die manchmal bange Frage bemerkbar: Wie soll ich das noch in meinem vollen Leben unterbringen? Hier kann man schön und ganz praktisch erleben, wie stark unsere innere Haltung es beeinflußt, ob wir es freudig als kreative und selbstbestimmte Herausforderung begrüßen können oder doch eher als Belastung sehen.

Zum Abschluss haben wir – obwohl nach Beates Einschätzung “fast nichts da war” gemeinsam ein leckeres und sehr gemütliches Essen gekocht und verspeist – Peter als kreativer Küchenchef, der Rest der Gruppe als Mithelfer. Dabei konnten wir gleich praktisch erleben, dass “etwas gemeinsam tun”, wie einer unserer wichtigsten gelben Bedürfniszettel heißt, so vielfältig nährend wie ein kunstvolles Menü sein kann: eine unvergleichlich alchemistische Mischung aus Verbundenheit, etwas praktisches im Tun voneinander Lernen, sich dabei entspannt kennen- und schätzenlernen und zum Schluss kommen gelebte Vielfalt, Reichtum, Schönheit und Genuss heraus!

Das ist menschliche Magie!
Nirgends kaufbar, aber gemeinsam mit Freude und Leichtigkeit machbar…