Geld motiviert zu verantwortungslosem und unethischem Handeln

Durch die annonymisierende Wirkung unseres Geld-Tauschsystems kommen die Menschen, die etwas kaufen, überhaupt nicht mehr in Kontakt mit den Produktionsorten und den Produzenten der erworbenen Ware. Es gibt kein physisches oder emotionales Miterleben der Spur, die das erworbene Produkt auf der Welt hinterlassen hat.

Die Luftverschmutzung in Deutschland ist deutlich zurückgegangen, worauf wir stolz sind. Wir machen uns nicht klar, dass diese Schadstoffe und das CO2 bei der Erzeugung unserer Konsumprodukte jetzt statt im Ruhrgebiet oder in Bitterfeld eben in China in die Luft geblasen werden, in größerer Menge als je zuvor, und befreit von westeuropäischen Effizienz- und Umweltschutzauflagen. Wir haben unseren Smog “outgesourced” und noch dabei “gespart”.
Dummerweise (?) kommt auf unserem gemeinsamen Planeten letztlich alles zu uns zurück – der Klimawandel ist global, und die Schadstoffe in den Billigprodukten sind ebenfalls sehr real.

Besonders fatal wirkt sich das völlige Unverbunden-Sein mit realen Handlungskonsequenzen bei den Mitarbeitern der Finanzindustrie aus. Sie agieren völlig abgehoben nur noch mit Zahlen in Computerterminals, und kommen niemals mit den sozialen oder ökologischen Auswirkungen ihres Handelns persönlich in Kontakt. Dazu kommt, dass Sie meist ihren hoch bezahlten Job sogar als gesellschaftlich hochgradig nützlich empfinden – Geld steht schließlich für Anerkennung.

Die Skandale und Zusammenbrüche der letzten Jahre sprechen hier einen deutliche Sprache. Die riesigen Geldmengen, die durch den Gelderzeugungsmechanismus über Schuld und Zins entstanden sind, haben das Volumen aller materiellen Wertgegenstände der Welt längst um das 10 bis 20fache überschritten.
Dieses vagabundierende Geld hat ein globales “Cassino und Wettbüro” geschaffen, das seine Spieler, die großen Fondsgesellschaften, Spekulanten und Banken zunehmend verführt, alle menschlichen und ethischen Maßstäbe nur noch als lästiges Hindernis guter Geschäfte wahrzunehmen. Wir werden gezwungen mitzuspielen, weil unsere Alterssicherung in diesen Fonds steckt. (siehe 1)
Dass dummerweise die globale Realwirtschaft mit den gleichen Spielchips arbeitet, interessiert im Gewinnmaximierungs-Wahn die Spieler kaum.

Man könnte denken, es gäbe mittlerweile kaum etwas, was die Großbanken (die ursprünglich eine Vertrauensinstitution waren) nicht zu ihrem eigenen Vorteil manipuliert haben, siehe Libor-Skandal, Edelmetallkurs-Manipulationen, Lebensmiitelspekulation zu Lasten der Ärmsten, und betrügerisch intransparente Verpackung fauler Kredite in immer neue Finanzprodukte, was letztlich die globale Finanzkrise 2008 (Lehman-Brothers) auslöste.
Alle Versuche von staatlicher Seite, solchen Mißbrauch zu beenden, zu bestrafen oder auch nur zu einzudämmen, blieben nach Ansichten von Fachleuten weitgehend nutzlos – bis auf einige Symbolgesetze mit vielen Hintertüren, die die verängstigte Öffentlichkeit beruhigen sollen. Die Spielschulden trugen nicht die hochbezahlten Banker, sondern wir, die Bevölkerung, indem der Staat die Banken mit Steuergeld “rettete”.
Geändert hat sich seitdem kaum etwas in den oberen Etagen, dafür umso mehr bei der Bevölkerung.
– Täglich werden Menschen in Spanien aus Ihren Wohnungen geworfen, es gibt seitdem eine anhaltende Welle von Selbstmorden aus Verzweiflung.
– Die Jugendarbeitslosigkeit in der EU liegt im Durchschnitt bei 23 %, in Spanien bei 54%!
– Die ETH Zürich hat in einer Studie herausgefunden, dass nur 120 eng miteinander verflochtene Unternehmen über die Hälfte aller weltweiten Vermögen verfügen. Es ist durch die intensive Verflechtung und gegenseitige Abhängigkeit hoch wahrscheinlich, dass eine fatale Kettenreaktion ausgelöst wird, wenn einige größere Mitglieder dieses Clubs fallen.

Beispielhafte Belege:


1) Spiegel online, 09.05.2012
x-> “Oxfam wirft Allianz gigantische Spekulation mit Nahrungsmitteln vor”

2) Süddeutsche
x-> “Banker bedrohen das Wirtschaftssystem”

3) Spiegel online, 10.01.2013
x-> “Deutsche Bank machte halbe Milliarde mit Libor-Zins”

4) Zeit online, 10.01.2013
x-> “Deutsche Bank – Das Geschäft mit der Bombe”

5) Tagesschau, 27.01.2014
x-> “Verantwortung der Textilbranche – Ein Kreislauf der Heuchelei”

6) Zeit online, 13. September 2013
x-> “UNFAIR TRADE – Die Modeindustrie zieht einfach weiter”

7) Tagesschau, Weltspiegel, 12.05.2013, Stefan Schaaf, ARD Madrid
x-> “Krisenopfer – die neuen Hausbesetzer” (ein Video, das betroffen macht.)

8) TAZ, 28. 11. 2013
x-> “Wirtschaftskrise in Europa – In Spanien geht das Licht aus”


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Umverteilung über Zinsanteile von “fleißig zu reich”

Viele denken, Zinsen zahle nur, wer eine Hypothek für´s Eigenheim hat oder monatlich Mietzins für seine Wohnung zahlt. In sämtlichen Konsumgüter-Preisen sind aber – von den meisten Verbrauchern völlig unbemerkt – durchschnittlich 30  bis 40% Zinsanteile enthalten. Das rührt daher, weil die vielen am Produktionsprozess einer Ware beteiligten Akteure für ihren Kapitalbedarf Kredite aufgenommen haben und die zu zahlenden Zinsen in ihren Preis als Kosten einrechnen:
Der Rohstofferzeuger finanziert seinen Bagger, die Reederei ihre Schiffe, der Fabrikant seine Produktionshalle und einen Teil seines Rohstoffeinkaufs, der Spediteur seinen Lastwagen, und der Händler sein Ladengebäude. Je mehr Arbeitsteilung, je mehr Beteiligte, um so höher der Zinsanteil, weil Logistik, Verwaltung und Transportanteile größer werden. Je globaler und börsenotierter die Beteiligten der Produktionskette, um so höher die zinspflichtigen Finanzierungsanteile, je lokaler, um so größer die Chance, dass der Produzent nicht kreditfinanziert arbeitet, sondern noch mit unverschuldeten Produktionsmitteln herstellt.

Zinsanteile-klein

Wer also konsumiert, zahlt über ein Drittel des Preises an Menschen, deren Beitrag zum Produkt nur darin besteht, Geld gegen Zinszahlungen zur Verfügung zu stellen.
Nennenswertes Einkommen über Zinszahlungen und Guthabenzinsen zu erhalten, ist auf der anderen Seite nur einem sehr kleinen Teil der Bevölkerung vorbehalten. Daraus folgt logisch eine Umverteilung von den produzierenden zu den besitzenden Teilen der Bevölkerung. Soweit, so verständlich. Aber kennen Sie die Größenordnungen?

Quelle: H. Creutz

Teil man alle Haushalte Deutschlands in 10 nach Einkommen sortierte Zehntel, so  zahlen die unteren 8 Zehntel, also die weniger verdienenden 80% der Bevölkerung, deutlich mehr Zinsen (schwarz) als sie erhalten (orange). Beim 9. Zehntel ist die Bilanz etwa ausgeglichen. Dem reichsten Zehntel fließen also all die Zinszahlungen von 80% der Haushalte zu…
(eine genaue Erläuterung der – hier leicht vereinfachten – Grafik finden Sie bei Interesse bei deren Autor H. Creutz. Copyright: H. Creutz – CC-BY-NC-SA)

Margrid Kennedy nennt für 2009 eine Größenordnung der Umverteilung in Deutschland von 600 Millionen Euro. Und zwar täglich! (siehe #5)

Die in letzter Zeit vielzitierte “Schere zwischen Arm und Reich” hat also hier ihre nachvollziehbare Ursache. Die oft als Gegenargument angeführte “sozialgerechte” Umverteilung von “oben nach unten” über einkommensabhängige Steuersätze bzw. den Grundfreibetrag kommt gegen diese stille, aber gewaltige Umschichtung über den allgegenwärtigen Zins bei weitem nicht an. Dazu kommt noch, dass das obere Zehntel Mittel und Wege hat, seine Gewinne der Steuer zu entziehen. Sie haben vermutlich schon gelesen, dass globale Multis wie Apple, Google, Amazon oder McDonald trotz riesiger Umsätze in Deutschland praktisch keine Steuern zahlen. Und: der Anteil unseres Konsums, der über solche Unternehmen abgewickelt wird, steigt von Jahr zu Jahr.

Das gesellschaftliche Gesamtergebnis dieser Zahlungsströme kann man jenseits aller ideologisch aufgeladenen Diskussionen an den Statistiken zu den immer schneller auseinander laufenden Einkommensverhältnissen rund um den Globus ablesen.

Beispielhafte Belege:

1) Zeit online, 4. November 2013
x-> “Topmanager verdienen 53-mal so viel wie Arbeitnehmer”

2) Zeit online, September 2013
x-> Wahlkantine: “Alle Gehälter auf einen Teller”

3) Spiegel online, 09.06.2013
x-> “Studie: Fast ein Viertel aller Beschäftigten erhält Niedriglohn”

4) Tageschau.de, 15.03.2013
x-> “Ein Viertel nur fürs Wohnen”

5) Komplementärgeld-Expertin Margrid Kennedy
x-> “Interview: Müssen wir Geld neu erfinden?”
Hier findet sich auf S.7 des Interviews, das man als PDF herunterladen kann einen Grafik, die die Zinsanteile in verschiedenen Konsumausgaben visualisiert.
Die Grafik auf S. 9 zeigt sehr anschaulich die extrem ungleiche Verteilung von Zinseinnahmen und Ausgaben der 10 Zehntel der deutschen Bevölkerung.



Zum Schluss noch etwas, damit uns der Humor nicht ganz vergeht: Volker Pispers und die Vermögensverteilung:

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-> Warum hat unser Geld Nebenwirkungen?

Unser aktuelles Geldsystem hat neben dem beabsichtigten Nutzen, unsere hoch arbeitsteilige Gesellschaft zu ermöglichen und uns mit den notwendigen Waren und Dienstleistungen zu versorgen, unbeabsichtige(?), mittlerweile massiv sichtbare ökologische und soziale Nebenwirkungen. (Fragen sie aber besser nicht Ihren Banker oder “Wirtschaftsweisen”, wenn sie sich erhellende Antworten erhoffen. Denken Sie lieber selbst nach, es ist eigentlich nicht besonders schwer zu verstehen.)

6 Thesen zu den Nebenwirkungen unseres aktuellen Geldsystems:


– Unser Geld erzeugt Wachstumszwang, dieser erzeugt soziale & ökologische Zerstörung
– Unser Geld erzeugt eine menschlich trennende Grundatmosphäre von Konkurrenz
-> Unser Geld hat einen eingebauten Umverteilungsmechanismus von “fleißig zu reich”
-> Unser Geld motiviert zu verantwortungslosem und unethischem Handeln
– Unser Geld neigt zu regelmäßigen katastrophalen Zusammenbrüchen – Krieg & Krise
– Nachhaltiges Wirtschaften mit “gierigem” Geld ist unmöglich – es “rechnet sich nicht”


Ist das übertrieben?
Passt aber schon irgendwie zu den Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte?
Geld-Emanzipation beginnt, wenn wir nicht mehr alles unreflektiert hinnehmen, was uns interessierte Kreise einreden, sondern uns selbst aus den verfügbaren Informationen ein logisch nachvollziehbares Bild machen. Prüfen Sie selbst die Fakten…
Ich versuche, zu jedem Punkt eine kurze Erklärung der Gründe vorzuschlagen und einige beispielhafte Belege in Form von Links zu Artikeln renommierter Medien anzuführen.
Klicken Sie auf die Thesen oben, um mehr zu erfahren.
(noch in Arbeit, demnächst mehr…)

 

Welche Rolle spielt das Geld?

Welche Rolle spielt das Geld bezüglich Umbewusstheit und Separation?

Ich denke, eine ganz zentrale Rolle:
Unbewusstheit: Geld reflektieren wir nicht, wir benutzen es einfach. In den wohlhabenden westlichen Ländern ist es uns zur zweiten Natur geworden, jedem Gegenstand und jeder Dienstleistung einen Geldwert zuordnen zu können. Wir wissen, ob etwas teuer oder billig ist. Wir meinen zu wissen, was etwas “wert ist”. Geld ist fürs so sehr zum universalen Medium geworden, das uns mit fast allem versorgt, was wir brauchen (oder was wir wünschen, was nicht unbedingt identisch ist). Geld ist für uns: Überleben, Sicherheit, Status, Genuss.
Wissen Sie eigentlich, wie unser Geld genau entsteht?
Welche sozialen Wirkungen es auf unser Zusammenleben hat?
Haben Sie etwas darüber etwas in der Schule gelernt?
Die meisten von uns haben sich – trotz gutem Bildungsniveau – über solche Fragen seltsamerweise niemals tiefergehende Gedanken gemacht. Manchmal scheinen mir solche Fragen sogar mit einer Art Tabu belegt zu sein, trotz unserer “aufgeklärten Gesellschaft”.
Wir beschäftigen uns hauptsächlich und leidenschaftlich damit, wie wir zu Geld kommen.

Serparation: Geld hat eine zentrale Eigenschaft: Es macht alle Dinge über eine Zahl vergeichbar. Jedes (und Jeder?) hat seinen “Preis” sagt man. Sogar unsere (uns ursprünglich geschenkte) Lebenszeit hat über den Stundenlohn in unserer Gesellschaft ihren Preis gefunden, von dem unser sozialer Status und unser materielles Wohlergehen direkt abhängt.
Die Vergleichbarkeit hat eine hervorragende, begehrte Eigenschaft – sie ermöglicht eine weltweite, und, was die Quantität der Warenerzeugung angeht, hocheffiziente  Arbeitsteilung, die den profitierenden Ländern (das sind wir) ein Leben in materiellem Wohlstand erlaubt.

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Sie trennt uns aber in gleichem Maße von der unverwechselbaren Einzigartigkeit der Dinge, sie macht die Dinge anonym. Jedes Ding, jede Arbeitsleistung hat real eine eigene, unverwechselbare Geschichte, es stehen konkrete Menschen dahinter, die an der Herstellung beteiligt waren, die von den ökologischen und sozialen Randbedingungen direkt betroffen waren. Zu den Betroffen gehören bei genauem Hinsehen auch unsere Nachfahren – Kinder und Enkelkinder.

Diese Geschichte des Produktes, und damit auch die mit ihr verbundene Verantwortung oder das Mitgefühl verschwinden beim herkömmlichen Wirschaften vollkommen in einer einzigen, alles entscheidenden Zahl: dem Preis.

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Ich will es, es ist billig, und ich kaufe es.
Der Rest braucht mich nicht zu interessieren.

Diese Form von Trennung  von Verantwortung und Mitgefühl über das Medium des Geldes erlaubt es uns, sowohl als Konsument als auch als wirtschaftlicher Entscheider uns so effizient von den menschlichen und ökologischen Auswirkungen unseres Handelns zu abzutrennen, dass wir eine im Kern selbstzerstörerische und Leiden erzeugende Wirtschaftsform des “immerwährenden Wachstums” einige Jahrzehnte scheinbar erfolgreich praktizieren können, während wir die Nebenwirkungen  verdrängen.

-> Warum hat unser Geld solche Nebenwirkungen?

Bedingungsloses Grundeinkommen

Von einer kompensatorischen zu einer emanzipatorischen Sozialpolitik.
Hier der umfassende Beitrag von Wikipedia zum Thema.

In der Schweiz ist das Quorum für eine Volksabstimmung über ein Grundeinkommen in 2013 erreicht worden. Bis Ende Juli 2013 wurden über 130 000 Unterschriften gesammelt und 103 641 Signaturen beglaubigt. Die Initiative soll am 4. Oktober eingereicht werden.

Dieser schweizer Film beleuchtet die verschiedenen gesellschaftsverändernden Aspekte des Grundeinkommens sehr verständlich.

Gemeinwohlökonomie

Ein durchdachtes Konzept einer ökologisch und sozial nachhaltigen Wirtschaftsform. Entworfen und verbreitet von Christian Felber, der ein gleichnamiges Buch dazu geschrieben hat und die Idee über Vorträge international verbreitet.

Das Besondere (und Herausfordernde) an der Gemeinwohlökonomie ist der Ansatz,  zunächst vom bestehenden Wirtschaftssystem auszugehen statt revolutionär eine völlig andere Form der Ökonomie visionär zu entwerfen. Sie analysiert sorgfältig und detailliert, an welchen Stellen welche Veränderungen notwendig wären, um endlich nachhaltiger wirtschaften zu können.

Ein wichtiges Merkmal ist das Schaffen von gesetzlichen und steuertechnischen Rahmenbedingungen, innerhalb derer sozial und ökologisch verantwortlich Handelnde auch ökonomisch belohnt werden.
Ein zentraler Vorschlag ist das jährliche Erstellen einer Gemeinwohlbilanz zusätzlich zur normalen ökonomischen Bilanz, in der Aspekte wie Mitarbeiterwohlbefinden, Recyclingqualität, Nebenwirkungen des Rohstoffbezugs und regionale Aspekte mit einfliessen. Es gibt bereits einen große Zahl von Unternehmen, die eine solche Gemeinwohlbilanz anfertigen und veröffentlichen, um ihre ethische und ökologische Orientierung nach außen zu zeigen.

Auf der Seite www.gemeinwohl-oekonomie.org findet ihr ausführliche Informationen dazu, nach welchen Kriterien eine solche Bilanz erstellt wird.

Bis zum heutigen Tage unterstützen  1434 Unternehmen, 57 PolitikerInnnen, 4730 Einzelpersonen und 187 Vereine die Idee.