Harald Welzer

Dieses Buch von Harald Welzer, dem Direktor der Stiftung “Futur zwei” ist ein scharf formuliertes Lesevergnügen, dass auf intellektuell vergnügliche Art den etwas saturiert gewordenen Ökos an ihre Lebenslügen geht.
Beispiel: warum erhöhte technische Effizienz in der Praxis regelmäßig zu mehr Resourcenverbrauch unterm Strich führt.

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Harald Welzer
Selbst denken
Eine Anleitung zum Widerstand

Einen Einblick in seine Gedanken gibt auch eine Radiosendung aus der Serie SWR2 – Wissen, in der er über Wachstum ohne Wohlstand spricht. Lohnenswert!

Repair-Cafes

Wegwerfen? Denkste!

Wenn wir ein Gerät reparieren und länger nutzen, sparen wir jede Menge Rohstoffe, Transport und Umweltbelastung – und Geld!

Die Idee der Repair-Cafes verbreitet sich international zunehmend: es handelt sich um offene, gemeinsam organisierte Werkstätten, in denen man unter fachkundiger Anleitung unterstützt wird, sein gebrauchtes Gerät wieder funktionsfähig zu machen.
Wenn’s gelingt, ist die Freude und Selbstbestätigung gross, man trifft interessante Leute, lernt etwas dazu und wird immer unabhängiger vom allgemeinen Konsumrausch…
Eine wunderbare Gelegenheit für technisch und handwerklich Begabte, eigene Fachkenntnisse als gelebte Geschenkökonomie sinnvoll weiterzugeben und andere zu ermutigen.

Der Freitag schreibt hier unter der Überschrift »Selbst geflickt« einen Artikel dazu.

Zum Thema gehört auch das Communityportal www.murks-nein-danke.de, über das sich Verbraucher über künstlich verkürzte Lebensdauer (“geplante Obsoleszenz”) gekaufter Geräte austauschen und öffentlich wehren können.

Prof. Niko Paech

“Durch den Abwurf von Wohlstandsballast hätten wir die Chance,
uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, statt im Hamsterrad der käuflichen Selbstverwirklichung zusehends Schwindelanfälle zu erleiden”

Prof. Niko Paech ist Wirtschaftswissenschaftler an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg. Einer seiner Zentralbegriffe ist Suffizienz: wenn wir unsere Bedürfnisse begrenzen, stellt das keinen Verzicht dar, weil der Engpass in modernen Industriegesellschaften weniger das Geld ist, sondern eher die Zeit zum bewussten Leben und Genießen.
Auf der Seite besser-wachsen.com findet Ihr einen Tagungsbericht, der seine Thesen gut in schriftlicher Form zusammenfasst:
»Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig braucht«

In einem aus der Zeitschrift natur übernommenem Artikel der “Süddeutschen Zeitung” gibt es ein Interview mit Niko Paech mit dem Titel “Grünes Wachstum” gibt es nicht.

Wir haben am 25.März 2014 einen Vortrag von ihm besucht und ihn persönlich kennengelernt – hier ein Bericht.

Im Folgenden Video ist ein Vortrag mitgeschnitten, indem er seine Argumentation ausführlich vorstellt:

Vortrag von Prof. Dr. Niko Paech
beim 2. Zukunftskongress der evangelischen Jugend Edewecht.
Ich empfehle euch vor allem den 2. Teil, in dem Niko Paech die Grundzüge der notwendigen Postwachstumsökonomie logisch herleitet und ein umsetzbares Szenario skizziert, wie wir tatsächlich nachhaltig und genussvoll leben könnten, und was wir dafür innen und außen ändern müssten.

Auch der erste Teil ist eine brilliant erklärte Zusammenfassung unserer wirtschaftlichen, finanziellen und ökologischen Situation.

Unter den Videos findet Ihr einen Themenübersicht und die entsprechenden Einsprungpunkte in das Video, wenn Ihr nur Ausschnitte ansehen möchtet. Die Bildqualität ist – besonders bei den Folien – leider recht bescheiden. Es genügt meist, einfach zuzuhören.

Teil 1 Die Wachstumsparty ist vorbei

00:00 Vorstellung
01:00 Postwachstumsökonomie
02:16 Arbeitsteilung
04:00 50 weltweit verteilte Stationen um eine Uhr herzustellen
05:30 Länge einer Wertschöpfungskette mehrmals um den Globus
06:09 Anfang: Rohstoffentnahme – Ende: Umweltschaden
07:00 Wohlstandsmodell: Plünderung und Ökologischer Schaden
08:01 kooperativer Konsument als Zahnrädchen
08:37 Wundersame Geldvermehrung
10:30 Klimawandel 2 Grad Ziel obsolet, 4 Grad wahrscheinlich
11:31 Schadensmaximierung: Flugreisen
13:40 Erstamals getreideeinfihren notwendig wegen Biosprit
14:14 Sparen – niemals! Tödlich in der Politik
16:00 seltene Erde Coltan für Elektronikbedarf
17:00 Landgrabbing als Privileg für die Reichen
18:00 Verschuldung. Subventionen
19:30 Wir zahlen nicht den wahren Preis
21:10 Unbeherrschbare Modernisierungsrisiken zB. Tschernobyl
22:27 2 Thesen; Rückbau unserer Industrie und Suffizienz
24:00 Menschenrecht auf Plünderung?
15:30 Weniger = Rückständigkeit und Verzicht?
26:00 Ohne Klimaschutz ist alles nichts.
27:00 2,7 To Co2 pro Jahr angemessen, wir sind bei 11 To. /Jahr
29:30 1 Flugreise nach NewYork : 4 To.
30:27 Vegetarier: 0,3 To für Nahrung/Jahr
31:30 Wachstum ohne Ökoschäden? Grünes Wachstum?
33:40 Entkopplung möglich?
35:20 Energieverbrauch für unsere Produkte fällt nicht in D an!
38:30 0,2% Wind und Solar im Weltenergiemix
39:00 Postwachstumsökonomik
– Warum ist Wachstum keinen Option für das 21. Jahrh?
– Warum muss eine Wirschaft immer wachsen?
– Wie sähe einen Wirtschft ohne Wachtum aus?
00:41 Glücksvermehrung
42:50 Wachstum -> Weniger Glück, Konsumverstopfung
43:10 Gerechtigkeit. Wachstum kommt nur Eliten zugute
48:00 Peak-Oil, Peak Everything

Teil 2
Wie kann man der Wachstumsfalle entkommen?

01:50 Zusammenhang Finanzkrisen und Peak Oil?
03:00 Zusammenbruch der Wirschaft wahrscheinlich
03:44 Wachstumsursachen/Zwänge woher?
– Produktion wird immer kapitalintensiver -> Maschinen
– Kreditnotwendigkeit -> Zinsmechanismus
– Eigenkapital über Aktien? Rendite entspricht Zins
09:40 Wachstumszwang entsteht durch Zins und Arbeitsteilung
10:50 Druck & Sog durch Konsumenten in Richtung Mehrproduktion
11:00 denn: sozialer Stellenwert wird am Konsum gemessen
12:00 Soziale Ausgrenzung von Nichtkonsumenten
14:23 Päch: Kein eigenes Notebook?
16:26 Konkurrenz in der Produktion und bei Verbrauchern
17:20 Wie kann man Wachstumstreiber vermeiden?
– Unternehmen als Genossenschaften: Kreditgeber und Konsumenten sind identisch.
– Ziel Versorgung, nicht Gewinnmaximierung
19:40 Beispiel: Zinsforderung bestraft Konsumenten selbst
22:00 Warum regional? Regionalisierung spart Kapitalaufwand
23:00 Weniger Spezialisierung, weniger Kapitalbedarf
23:55 Regionalwährung zinzfrei und umlaufgesichert
25:00 Auf Kundenseite notwendig: Suffizienz
25:40 Durchschnittlich nur noch 20 Stunden arbeiten
Bescheideneres Geldeinkommen, ergänzt durch moderne (!) Selbstversorgung
27:00 Quelle für anderen Wohlstand:
1. Selbstmachen ohne Geld,
2. Regionalökonomie.
3. Kleine, saubere, reduzierte Industrie
28:00 Theorie der Suffizienz entwickeln.
Kein Verzicht, sondern Intelligenz und Verbundenheit
Nicht Geld ist der knappe Faktor, sondern die knappe Zeit
30:00 Konsum und Benutzung kostet Zeit. T-Shirt-Beispiel
32:00 Wieviel tägl. Konsumzeit haben wir eigentlich? Nur 3-5h!
Sogar Entscheidungen kosten Zeit und Energie!
34:00 Genuß wird unmöglich ohne Zeit. Konsumstress
Suffizienz als Selbstschutz und zurückgewonnene Souveränität
35:59 Glückvermehrung durch echtes Geniessen
36:00 Prosumenten arbeiten 20 Stunden: weniger Geld, mehr Freude
Zutaten: 1. Zeit 2. Handwerkliche/künstlerische Kompetenz,
3. Soziale Beziehungen, Vertrauensverhältnis
Theorie einer Suffizienzwirtschaft.
41:00 Teilen von Werkzeug und technischen Ressourcen
43:00 Nutzungsdauer verlängern durch Reparatur: Ressourcenschonung
45:00 Netzwerk bilden, Talente für fast alle Bedürfnisse
46:00 Der Kreis schliesst sich.
48:00 Doppelleben: Ballastabwurf, Gemeinschaftsproduktion.
Nutzungsverlängerung. Nachhaltige Industrie.

Hier findet Ihr noch bei Interesse ein Porträt des Vortragenden, in dem deutlich wird, dass er versucht zu leben, was er erkannt hat:

Ein Interview des SWR mit Prof. Niko Paech: “Wachstum nein danke”

Gemeinwohlökonomie

Ein durchdachtes Konzept einer ökologisch und sozial nachhaltigen Wirtschaftsform. Entworfen und verbreitet von Christian Felber, der ein gleichnamiges Buch dazu geschrieben hat und die Idee über Vorträge international verbreitet.

Das Besondere (und Herausfordernde) an der Gemeinwohlökonomie ist der Ansatz,  zunächst vom bestehenden Wirtschaftssystem auszugehen statt revolutionär eine völlig andere Form der Ökonomie visionär zu entwerfen. Sie analysiert sorgfältig und detailliert, an welchen Stellen welche Veränderungen notwendig wären, um endlich nachhaltiger wirtschaften zu können.

Ein wichtiges Merkmal ist das Schaffen von gesetzlichen und steuertechnischen Rahmenbedingungen, innerhalb derer sozial und ökologisch verantwortlich Handelnde auch ökonomisch belohnt werden.
Ein zentraler Vorschlag ist das jährliche Erstellen einer Gemeinwohlbilanz zusätzlich zur normalen ökonomischen Bilanz, in der Aspekte wie Mitarbeiterwohlbefinden, Recyclingqualität, Nebenwirkungen des Rohstoffbezugs und regionale Aspekte mit einfliessen. Es gibt bereits einen große Zahl von Unternehmen, die eine solche Gemeinwohlbilanz anfertigen und veröffentlichen, um ihre ethische und ökologische Orientierung nach außen zu zeigen.

Auf der Seite www.gemeinwohl-oekonomie.org findet ihr ausführliche Informationen dazu, nach welchen Kriterien eine solche Bilanz erstellt wird.

Bis zum heutigen Tage unterstützen  1434 Unternehmen, 57 PolitikerInnnen, 4730 Einzelpersonen und 187 Vereine die Idee.